Fußgängerzone ade!

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Ein Bild, das der Vergangenheit angehört: Außenbestuhlung und flanieren, wie hier zur Stadtmosphäre 2010, ist in der Hafengasse zukünftig nicht mehr drin.

Rothenburg machte in den letzten Jahren gerne mit verkehrsplanerischen Hü-Hott-Spielchen auf sich aufmerksam. Die Galgengasse, große Einfallstraße in die Altstadt, wurde zum Brennpunkt. Um die Gasse attraktiver zu machen und z.B. den ansässigen Gastronomien auch umfangreiche Außenbestuhlung zu ermöglichen, wurde durch einen Verwaltungsbeschluss eine Einbahnstraßenregelung eingeführt.

Durch den Beschluss fühlten sich Teile des Stadtrates offenbar übergangen und setzten nun alles daran, die ausdrücklich als Testphase eingerichtete Regelung zu kippen bzw. ihrerseits eine Regelung zum Test zu etablieren, die eingeschränkte Außenbestuhlung mit einer Gegenverkehrsregelung kombinieren sollte. Hiergegen regte sich von Anfang an Protest aus der Bevölkerung.
Dennoch wurde die Galgengasse wieder in eine Straße mit Gegenverkehr umgewandelt. Die Regelung hatte jedoch nur kurzen Bestand, da rechtliche Bedenken gegen die, wegen der Außenbestuhlung nun auf schmaleren Fahrbahnen, abzuwickelnden Verkehrsbewegungen bestanden. Die Regelung war nicht zu halten, die Gasse wurde wieder zur Einbahnstraße.

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Um doch noch zu einer Testphase mit Gegenverkehr zu gelangen, wurde im Stadtrat ein neues Konstrukt erdacht: eine Verkehrsberuhigung sollte die Rahmenbedingungen schaffen, auf den schmaleren Fahrstreifen Gegenverkehr verkehrsrechtlich sicher und zulässig ablaufen zu lassen. Die Gasse wurde wieder zur Gegenverkehrsstraße. Wieder gegen den Protest aus der Bevölkerung.

Denn wie auch unsere Umfrage aus dem vergangenen Jahr zeigt, waren mit der ursprünglichen Einbahnstraßenregelung und der damit einhergehenden und gewünschten Belebung der Gasse, rund 80% der Befragten einverstanden. Für die nun gültige Regelung konnten sich nur ganze 5% erwärmen.

Diese verkehrsplanerische Posse wird nun noch um eine, hoffentlich aber letzte Episode reicher: die verkehrsberuhigte Zone in der Galgengasse wird zum 1. April 2011 – nein, kein Scherz – wieder aufgehoben. Man kehrt zurück zur ursprünglichen Einbahnstraßenregelung aus der ersten Testphase. Damit aber nicht genug!

Einer der großen Kritikpunkte an der Einbahnstraßenregelung war immer, dass die Galgengasse auch dem ausfließenden Verkehr dienen muss, um eine erhöhte Verkehrsbelastung der parallel verlaufenden und sehr viel engeren Stollen- und Hirtengasse zu vermeiden.
Um diesem Punkt Rechnung zu tragen und somit einen besser verteilten Abfluss des Verkehrs aus dem inneren Altstadtkern, im Zuge einer Einbahnstraßenregelung in der Galgengasse zu gewährleisten, hat der Stadtrat gleichzeitig mit der Neuregelung der Galgengasse, eine Aufhebung der seit 1992 bestehenden Fußgängerzone in der Hafengasse beschlossen. Die Hafengasse ist somit zukünftig wieder für den fließenden Verkehr, vom Marktplatz in Richtung Rödergasse geöffnet.
Die entsprechende Beschilderung wird pünktlich zum Monatsanfang abmontiert. Der große Steintrog wird zusammen mit den Exemplaren aus der Galgengasse zunächst zur Zwischenlagerung in den städtischen Bauhof verbracht. Da die Gasse im verkehrsberuhigten Bereich der Altstadt liegt, herrscht eingeschränktes Halteverbot. Parkplätze sind in der schmalen Gasse – wie auch vor 1992 – nicht vorgesehen.

Von der mit 14 zu 10 Stimmen beschlossenen Neuregelung sind auch fünf gastronomische Betriebe mit Außenbestuhlung auf der Straße und den Gehwegen betroffen. Der fließende Verkehr und die schmalen Bürgersteige lassen bei vieren der Betriebe eine Beibehaltung der gastronomischen Nutzung nicht weiter zu. Die Genehmigungen für die Bestuhlung werden hier zurückgenommen.
Der fünfte Betrieb, ein anliegendes Bäckerei-Café, ist nicht betroffen, da hier die Außenbestuhlung auf dem Bürgersteig an einer Stelle eingerichtet ist, die ausreichende Breite für Bestuhlung und Laufwege aufweist.

Unter „des einen Freud, des anderen Leid“, dürfte diese vollkommen neue Nebenerscheinung der Galgengassenproblematik sicher nicht abzuhaken sein. Das letzte Wort in Sachen innerstädtischer Verkehrsregelung ist mit Sicherheit noch nicht gesprochen.

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5 Kommentare

  1. Wie wärs denn mal mit einem funktionierenden Gesamtkonzept für die Altstadt, das Belebung (Geschäfte, Läden, Einkaufsmeile, … ), Verkehrsfluss und Parkplätze sowie Anwohner und Wohnungen berücksichtigt und einen gemeinsamen Konsens und Kompromiss umfasst? Dieses unausgegorene Hin und Her wirft weder auf Verwaltung und Stadtrat ein gutes Licht, noch präsentiert es unsere schöne Stadt gut nach außen und kurbelt die Wirtschaft und den Tourismus im inneren an!

  2. Wir waren am WE in Erlangen. wir gingen Essen…und als sich rausstellte dass wir aus Rothenburg sind, meinte einer unserer Tischnachbarn: Rothenburg, das ist doch da wo so ein ewiges hin und her mit den Strassen der Innenstadt und mit ihren Pferdekutschen stattfindet!?
    Gute Publicity schaut anders aus, glaub ich! Aber immerhin spricht man mal wieder über uns! :-)
    Aber ob es deswegen an Pfingsten wieder voller wird?

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