Die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe an der Klinik Rothenburg wird zum 30. Juni 2023 eingestellt. Dies haben Unternehmensführung und Trägervertreter in der gestrigen Sitzung des Verwaltungsrats beschlossen. Anhaltende Personalengpässe und daraus resultierende, kurzzeitige Schließungen des Kreißsaals waren Mitursache für massiv rückläufige Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren heißt es weiter in der Pressemitteilung
„Auch der erfolgreiche Neuaufbau des Hebammenteams und der Eintritt eines neuen Oberarztes im vergangenen Herbst konnten die Abteilung leider nicht retten“, bedauert ANregiomed-Vorstand Dr. Gerhard M. Sontheimer. Facharztstellen seien nach wie vor vakant geblieben, trotz umfangreicher Versuche, diese nachzubesetzen. Die Lage sei zeitweise so prekär, dass bei jedem Urlaubs- oder Krankheitsfall sehr teure Vertretungsärzte beschäftigt werden müssten, um die Bereitschaft aufrecht erhalten zu können.
Das Vorhalten einer geburtshilflichen Abteilung war in der Vergangenheit immer einer der Grundpfeiler der wohnortnahen Versorgung. Schon deshalb kann Sontheimer die Wünsche und Sorgen vieler werdender Eltern nachvollziehen. „Leider sehe ich keine Möglichkeit, die Abteilung in den nächsten Monaten so auszubauen, dass sie wieder eine sichere Anlaufstelle ist, wie werdende Mütter und ihre Familien dies heute erwarten dürfen. Geburtshilfe ist Vertrauenssache, aber das gilt an 365 Tagen im Jahr, für 24 Stunden am Tag“, erklärt der ANregiomed-Vorstand. „Auch mit erheblichem personellen und finanziellen Aufwand sind wir nicht mehr in der Lage, dafür dauerhaft einzustehen.“ Der Betrieb der Abteilung hat den ANregiomed-Klinikverbund allein im vergangenen Jahr mit drei Millionen Euro belastet.
Nach einem Rekordhoch mit 606 Geburten im Jahr 2017 sind die Zahlen in den Folgejahren rapide gesunken. Im Jahr 2021 konnte man nur noch 414 Geburten verzeichnen, 2022 waren es lediglich 175. Auch im Jahr 2023 zeichnete sich trotz des großen Engagements aller Beteiligten keine Besserung ab. Unabhängig davon gelte Sontheimers ausdrücklicher Dank den ärztlichen, pflegerischen und geburtshilflichen Teams der Klinik sowie der kaufmännischen Direktorin Amelie Becher, die besonders im letzten Jahr „um jede Patientin gekämpft“ hätten.
„Angesichts der allgemein schwierigen finanziellen Situation im Unternehmen und der aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen ist die Entscheidung unumgänglich“, ist der ANregiomed-Vorstand überzeugt. „Gerade jetzt, wo wir alles daransetzen, die Klinik Rothenburg für die Zukunft gut aufzustellen, können wir solche hohen Defizite in einer Abteilung nicht langfristig verkraften.“
Frauen, die bereits Termine zur Entbindung vereinbart haben, werden persönlich informiert. Aufgrund der guten Erreichbarkeit mehrerer Geburtskliniken in der Umgebung ist die geburtshilfliche Versorgung in und um Rothenburg jedoch auf hohem Niveau sichergestellt. Das Klinikum Ansbach ist von Rothenburg aus in etwa 30 Autominuten erreichbar, etwas länger sind die Fahrzeiten – je nach Wohnort – nach Crailsheim, Neustadt a. d. Aisch, Schwäbisch Hall, Bad Mergentheim oder Ellwangen.
Die von der Schließung der Abteilung Betroffenen sowie die weiteren Beschäftigten der Klinik Rothenburg wurden bereits vom Vorstand über die Entscheidung in Kenntnis gesetzt. „Ich gehe davon aus, dass wir einen Großteil der Betroffenen am Klinikum Ansbach oder in anderen Bereichen vor Ort weiterbeschäftigen können“, so Dr. Sontheimer. „Wir stehen in engem Austausch mit allen Kolleginnen und Kollegen und versuchen, jedem Einzelnen eine gute Lösung anzubieten.“
Nach den Pfingstferien ist eine Informationsveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Mediroth geplant. Ort und genauer Zeitpunkt werden schnellstmöglich bekannt gegeben.