Grundsätzlich dreht sich beim Stadt- bzw. Citymarketing im Großen und Ganzen alles um Frequenzsteigerung, Kaufkraftbindung sowie die Steigerung der Aufenthaltsqualität. Hierzu gibt es eine ganze Reihe bewährter Tools, die in der Regel von jeder Stadt- und/oder Citymarketing-Organisation früher oder später umgesetzt oder eingeführt werden.
Was die Ideenfindung darüber hinaus angeht, ist Vernetzung das a und o. ERFA-Tagungen der verschiedenen Verbände und Akteure dienen in großem Maße auch dem Austausch: Was haben andere entwickelt und versucht, was funktioniert?
Aktionen, die in der einen Kommune gut funktioniert haben, können oft in anderen Städten ebenso gut funktionieren. So muss das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden, denn die Personalkapazitäten sind in der Regel immer knapp.
Die erfolgreiche Rothenburger Gutscheinkarte ist beispielsweise eine Adaption der Bamberger „City Schexs“, die dort im Februar 2005 aus der Taufe gehoben wurden. Die eigens für die Schexs programmierte Verwaltungssoftware stammt aus dem unterfränkischen Kitzingen, wo die Gutscheine als „Schexs in the City“, im September 2006 ebenfalls eingeführt wurden.
Insgesamt haben bislang über 25 Städte das Konzept der Bamberger Schexs 1:1 übernommen bzw. sich am Bamberger Einkaufsgutschein orientiert. Eine Maßnahme, die Kaufkraft am Ort halten soll. Ein Klassiker im Citymarketing quasi.
Dennoch werden von kreativen Köpfen auch immer wieder neue Ideen geboren. Eine solche Idee war und ist der Rothenburger Märchenbummel. Vom Stadtmarketing Rothenburg erstmals 2013 als flankierende Maßnahme des Handels, zum touristischen Rothenburger Märchenzauber des RTS durchgeführt, ist er eine Art Schnitzeljagd, um auf der Suche nach Märchenzitaten von Schaufenster zu Schaufenster und – bestenfalls – auch von Laden zu Laden zu ziehen. Stichwort Frequenzsteigerung. Wieder ein Citymarketingklassiker. Und darüber hinaus ganz offenbar eine gute Idee.
So ist es aus Stadt- bzw. Citymarketing-Sicht auch nicht verwunderlich, dass im thüringischen Meiningen im vergangenen November/Dezember ebenfalls ein Märchenbummel stattgefunden hat, der die Märchen Ludwig Bechsteins zum Thema hatte.
Bechstein, dessen gesammelte Volksmärchen beim Stadtmarketing in Rothenburg ein Jahr zuvor, 2020, ebenfalls Thema des Märchenbummels waren, hat nämlich tatsächlich eine besondere Verbindung zu Meiningen: er wurde zwar 1801 in Weimar geboren, lebte und wirkte später allerdings in Meiningen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1860.
Heute erinnern in Meiningen eine Gedenktafel an seinem Haus, die Bechstein-Straße, die Grundschule „Ludwig Bechstein“, sowie der Bechsteinbrunnen an den Lyriker, der später als Bibliothekar und schließlich auch als Archivar tätig war.
So hat also die Idee der Rothenburger – Zufall oder nicht – ihren Weg nach Thüringen gefunden. Fensteraufkleber mit Märchenzitaten, Schnitzeljagd und Rätselspaß mit Gewinnspiel inklusive.