Mehrzweckhalle: Verein Alt-Rothenburg mit offenem Brief

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Zum Thema Mehrzweckhalle am Friedrich-Hörner-Weg veröffentlichen wir an dieser Stelle einen offenen Brief des Vereins Alt-Rothenburg (VAR) vom 20.9.2013:

Bezüglich der geplanten Änderungen des Bebauungsplans III A-Textur 2- Sondergebiet Mehrzweckhalle hat der Verein Alt-Rothenburg fristgerecht seine Einwände beim Stadtbauamt eingereicht. Insbesondere die Veränderung der erlaubten Bauhöhe von 4.50 Metern auf 7.00 Meter über dem Niveau des Spitalparkplatzes können wir nicht akzeptieren. Inzwischen haben wir erfahren, dass derartige Einwendungen auch vom Verkehrsverein, vom Hotel- und Gaststättenverband sowie vom Künstlerbund bei der Stadt vorgebracht wurden.

Auch hat das Landesamt für Denkmalpflege am 30. August 2013 eine Stellungnahme abgegeben, die sich weitgehend mit unserer Position deckt, der Öffentlichkeit aber bisher so gut wie unbekannt ist. Hier heißt es unter anderem: „In vorsichtiger Sorge um die Rothenburger Altstadt kann seitens der Denkmalfachbehörde der vorliegenden Bauleitplanung daher nicht zugestimmt werden.“

Deshalb möchten wir noch einmal darlegen, weshalb wir einen Hallenneubau an der vorgesehenen Stelle für keine gute Lösung halten. Falls die Halle doch am Friedrich-Hörner-Weg gebaut werden soll, wenden wir uns energisch gegen die Änderungen des Bebauungsplans, die zu einer erheblichen Beschädigung des Stadtbilds führen können. Wohlgemerkt: Es geht uns nicht darum, eine neue Halle für den Schul- und Vereinssport zu verhindern. Diese ist absolut notwendig. Wir sind jedoch in größter Besorgnis hinsichtlich ihres Standorts und ihrer Gestaltung.

Zum Standort

Der Parkplatz am Spitaltor ist eine der großen „Empfangsstuben“ für Zehntausende von Gästen Rothenburgs. Hier gewinnt der Besucher einen ersten Eindruck von der Stadt, hier verabschiedet er sich von ihr. Die wuchtige, weitgehend ungegliederte Halle in unmittelbarer Nähe der Stadtmauer ist hier wohl keine besonders gute Werbung für die „Perle des Mittelalters“. Nach wie vor halten wir es für sinnvoller, die neue Halle an der Stelle der maroden alten Turnhalle an der Erlbacher Straße zu errichten.

Auch das Landesamt für Denkmalpflege lehnt in seiner neuesten Stellungnahme den Standort unmittelbar am Friedrich-Hörner-Weg ab, sollte die erlaubte Bauhöhe tatsächlich auf 7.00 Meter festgelegt werden, und rät zu einer Verschiebung der Halle nach Osten hin zur Realschule. Dass in diesem Gebiet ein Hauptsammler mit nicht unerheblichen Kosten verlegt werden müsste, überzeugt als Argument das Landesamt nicht unbedingt.

Am Friedrich-Hörner-Weg muss man ja auch mit einem hohen Aufwand wegen des Eingrabens der Halle in den (vermutlich teilweise felsigen) Untergrund rechnen. Als Zerstörung des Stadtbilds empfinden wir auch die Beseitigung eines beträchtlichen Teils des Grüngürtels um die Altstadt, der gerade in diesem Bereich eine im 19. und 20. Jahrhundert historisch gewachsene Situation dokumentiert, wie sie sonst an keiner anderen Stelle an der Stadtmauer erhalten geblieben ist.

Zum Aussehen der Halle

Noch in einem Artikel vom 1. August 2013 im „Fränkischen Anzeiger“ äußerte Stadtbaumeister Knappe, „natürlich halte man sich an die 4,50 Meter Höhe bei der Mehrzweckhalle, sehe keine Beeinträchtigung der Stadtsilhouette.“ Nun ist in den Änderungsvorschlägen zum Bebauungsplan eine Höhe von 7.00 Metern erlaubt.

Wieso schreibt man das überhaupt in den Bebauungsplan, wenn man angeblich mit 4.50 Metern plant? Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt? Natürlich würde die Änderungen der Bestimmungen den Planern freie Hand lassen, „Sachzwänge“ lassen sich immer finden. Das Landesamt für Denkmalpflege schreibt dazu: „Eine Anhebung der maximalen Gebäudehöhe auf 7 m stellt dagegen nach Auffassung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege eine doch erhebliche Vergrößerung des möglichen Bauvolumens dar und kann so nicht hingenommen werden.“

Trotz des niedrigeren Vorbereichs der Halle wird der Hauptbau, die eigentliche Sporthalle, bei einer Höhe von 7.00 Metern sowohl den Blick auf die Altstadt verstellen als auch von der Stadtmauer als 40 Meter langer Klotz wahrgenommen werden. Das Gelände, auf dem die Halle gebaut werden soll, steigt nämlich in seinem unteren Bereich nur leicht an, nur im oberen Bereich würde der Bau tiefer im Boden „verschwinden“; die Hauptmasse bleibt hoch und klobig. In der Frage der Gebäudehöhe sei noch einmal eindringlich daran erinnert, dass alle bisherigen Planungen und Vorüberlegungen von 4.50 Metern ausgingen und damit im Grunde auf falschen Voraussetzungen basierten. Wir bitten darum, auch und gerade diesen Aspekt zu beachten, wenn es darum geht, endgültige Entscheidungen zu treffen, die der Substanz Alt-Rothenburgs unwiederbringliche Verluste zufügen können.

Ergänzend sei angemerkt, dass das ursprüngliche Konzept für die Halle die durchgängige Begrünung des Flachdachs und eine mit Naturstein (Muschelkalk) verblendete Fassade vorsah. Vom Naturstein ist nun nicht mehr die Rede, das Dach soll jetzt lediglich „teilweise“ begrünt werden – eine sehr frei interpretierbare Aussage, die zu nichts verpflichtet. Auch dagegen hat das Landesamt Einspruch erhoben, sieht es doch die Gefahr, dass der Blick von der Stadtmauer auf die „fünfte Fassade“ der Halle nicht mehr so unauffällig wie möglich ausfallen und der große Baukörper wesentlich markanter in Erscheinung treten wird als ursprünglich geplant.

Wir stimmen dem Fazit des Landesamts zu, das in den vorgesehenen Änderungen des Bebauungspans eine gravierende Beeinträchtigung für „das benachbarte Altstadtensemble und seine freiräumliche Einbettung“ sieht. Wir unterstützen auch dessen Forderung, seitens des Bauamts die Baumasse der geplanten Halle mit einer Höhe von 7.00 Metern in Form eines Schnurgerüsts im Maßstab 1:1 zu simulieren, damit die Bürger der Stadt sowie die politischen Entscheidungsträger eine bessere Vorstellung erhalten von dem, was möglicherweise auf Rothenburgs Stadtbild zukommen wird.

Denn bei der Turn- bzw. Mehrzweckhalle am Friedrich-Hörner-Weg geht es nicht um mehr oder weniger geglückte „Verschönerungen“ in der Altstadt, nicht um Fassadenanstriche oder Sprossenfenster – so wichtig das alles für viele Alt-Rothenburger sein mag und so ernst unser Verein solche Fragen auch nimmt. Nein – hier ist eine massive und dauerhafte Verschandelung des Stadtbildes zu befürchten. Was in Jahrhunderten in Rothenburg gewachsen ist, was seit rund 150 Jahren mit Herzblut und großem Aufwand von der Bevölkerung erhalten und liebevoll gepflegt wird und unsere Stadt weltweit bekannt und beliebt gemacht hat, sollte man nicht unsensibel gefährden.

Selbstverständlich gehen wir davon aus, dass die fristgerecht eingereichten Einwendungen des Landesamts gegen die Änderungen des beabsichtigten Bebauungsplans dem Stadtrat rechtzeitig übermittelt wurden.

Rothenburg, 20. September 2013

Für die Vorstandschaft des Vereins

Dr. Richard Schmitt

Schriftführer

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