Mit der Tin Lizzy unterwegs

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Typische und bekannte Front-Partie eines Ford T-Modell („Tin Lizzy“)

Eine Gruppe von Oldtimer-Freunden stattete am Samstag Rothenburg einen Besuch ab. Mitglieder des „Ford Model-T-Alpenchapter Bavaria & Austria“ kamen im Rahmen einer Veranstaltung vom 11.-15. August, bei einer Ausfahrt auch auf dem örtlichen Marktplatz vorbei.

Ausgehend vom Basislager auf Schloss Sommersdorf, südlich von Ansbach, waren die Ziele dieser kulturellen Rundreise, neben einigen Schlössern, unter anderem Ansbach, Dinkelsbühl, Schillingsfürst, Feuchtwangen, Wolframs Eschenbach, der Bereich der Altmühlseen und natürlich auch Rothenburg ob der Tauber.

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Stilecht und passend gekleidet sind auch diese beiden Damen

Im Alpenchapter sind ausschließlich Anhänger des Ford T-Modells, der sog. „Tin Lizzy“ organisiert. Der Verein dient dem Erfahrungsaustausch aber auch der Unterstützung bei technischen Problemen oder bei der Ersatzteilversorgung. Und die ist wichtig: die Ford T-Modelle wurden zwischen 1908 und 1927 in den USA gebaut, ingesamt 15 Millionen Stück. Die Tin Lizzy oder auch „Blechliesel“ ist zwar mit einfacher, aber heute hundert Jahre alter Technik ausgestattet.

Ein weiterer Grund für einen eigenen Verein ist ein ganz pragmatischer: die Fahrzeuge sind von Ihren Fahrwerten her einfach nicht sinnvoll in ein Starterfeld einer klassichen Oldtimer-Rallye zu integrieren. „Mit einem Porsche von 1960 können wir einfach nicht mithalten. Das macht auf Dauer keinen Spaß. Daher haben wir uns in einer Gruppe mit speziell nur diesen Fahrzeugen zusammengefunden und organisieren Treffen und Ausfahrten in diesem Rahmen“, weiß Anton Seelmann, bis Anfang des Jahres Vorsitzender des Alpenchapters.

Trittbrettfahrer: Gasgenerator für die Karbidlampen.

Betrachtet man allerdings die Tin Lizzies genauer, so sieht man weniger eine Blechliesel. Was in erster Linie auffällt, ist vor allem einmal viel Messing. Kühlergrill, Rückspiegel, Scheibenrahmen, Lenkrad, Scheinwerfer, überall ist die goldfarbene Legierung verbaut. Und wer es besonders prächtig haben möchte, der poliert und wienert alles auf Hochglanz.

A propos Scheinwerfer: die sind bei den Ford T-Modellen stilecht noch als Karbidlampen ausgeführt. Bei dieser Technik wird in einem Behälter Calciumcarbid mit Wasser versetzt. Hierbei entsteht das Gas Ethin, besser bekannt unter dem Namen Acetylen, mit welchem die Lampen betrieben werden. Der notwendige Gasgenerator steht bei den Tin Lizzies in der Regel auf dem linken Trittbrett. Über flexible Schlauchleitungen wird das Ethin den Scheinwerfern und Lampen zugeführt, wo es in einem Brenner vor einem Hohlspiegel verbrennt und eine grelle Flamme liefert.

Interessante Technik: Tacho-Abtrieb am Vorderrad.

Ein weiteres, auffälliges, technisches Schmankerl ist auch die Ausführung der Geschwindigkeitsmessung: beim Ford T-Modell sitzt hierzu an einem der Vorderräder ein großes Zahnrad. In dieses Zahrad greift ein kleineres Ritzel ein. Dieses Ritzel treibt über ein kleine Umsetzung eine flexible Welle an, die zu einer Anzeige im Fahrzeuginneren führt. Dort wird die Drehzahl der Welle über ein Fliehkraftelement  in eine Geschwindigkeitsanzeige umgesetzt.

Bürgermeisterin Mittermeier bei ihrer Ansprache vor einer der Tin Lizzys

Den offiziellen Teil seitens der Stadt für die Teilnehmer der Ausfahrt, übernahm Bürgermeisterin Irmgard Mittermeier, die vor Ort war. In ihrer Ansprache gab sie den Besuchern einen kurzen Abriss von Rothenburgs Vergangenheit. Sie spannte den Bogen von Rothenburgs prächtigen, historische Gebäuden hin zu den wunderschönen historischen Fahrzeugen inmitten dieses Ensembles. Froh sei man heute auch, nach dem zweiten Weltkrieg die Entscheidung zum Wiederaufbau und Erhalt beschädigter Gebäude getroffen zu haben.

Eine ähnliche Entscheidung treffen sicher auch Liebhaber historischer Fahrzeuge: sie zu erhalten ist sowohl große Aufgabe aber auch nachhaltiger Anlass zur Freude. Dass dies nur mit finanziellem Einsatz zu bewerkstelligen ist, liegt dabei leider in beiden Fällen der in der Natur der Sache.

Vor diesem Hintergrund auf den Wert der Fahrzeuge angesprochen, blieb Anton Seelmann übrigens ganz Gentleman: genießen und schweigen. Zu erfahren war nur ein augenzwinkerndes: „Sammlerwert, aber nach oben weit offen.“

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