Rothenburg ob der Tauber – Schon Tage vorher ist es zu spüren. Eine Stadt bereitet sich vor. Birken werden vor den Häusern aufgestellt, Fahnen auf Masten gezogen. Der Blumenschmuck an den Fenstern wird „geputzt“ und in den Gassen herrscht so langsam reges Treiben. Warum? Pfingsten wird`s!
Das Historische Festspiel „Der Meistertrunk“ in Rothenburg ob der Tauber ist und bleibt eine gute, „alte“ Tradition. Bereits 143 Jahre hat das Festspiel schon auf seinem „Buckel“. Eine lange Zeit doch von Müdigkeit keine Spur. Mit Nachdruck wird seit Wochen an den Pfingstvorbereitungen geplant und gearbeitet, Bühnen-, Musik- und Gesangsproben, Reittraining, Pferdebeschaffung und vieles mehr. Die Liste der anfallenden Arbeiten und Aufgaben ist so lang, dass sie den Platz für diesen Bericht wohl „sprengen“ würde.
Das Programm für die Pfingstfeiertage in Rothenburg bleibt wie gewohnt im traditionellen Rahmen und lässt trotzdem Platz, um immer wieder „Neues“ entdecken zu können. So lohnt es sich mit Sicherheit, wenn man sich das Theaterstück „Der Meistertrunk“ im Kaisersaal des Rathauses nicht entgehen lässt. Regisseur Reiyk Bergemann schafft es Jahr für Jahr, aus Laiendarstellern zwei bestens aufgestellte Spielgruppen zu formen, die den „Meistertrunk“ im täglichen Wechsel darbieten und dem Spiel durch seine detaillierte „Kleinarbeit“ immer wieder neue Impulse geben.
Am Freitag vor Pfingsten beginnt in den frühen Abendstunden das Spektakel mit einer musikalischen und informativen Auftaktveranstaltung am Marktplatz. Spielmannszug, Junge Schar, Beutelschneider, Marketenderinnen, Loser Haufen u.v.m. zeigen sich musikalisch von ihrer besten Seite. Auch die Hauptdarsteller des „Meistertrunk“ können hier in ihren Kostümen bestaunt werden. Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung findet um 19:30 Uhr traditionell die Premierenaufführung des Theaterstückes „Der Meistertrunk“ im Kaisersaal des Rathauses statt. Auf dem Grünen Markt und Kirchplatz herrscht bereits ab Freitagnachmittag reger Betrieb im Historischen Händler- und Handwerkermarkt. In diesem Jahr wird neben vielen interessanten Verkaufs- und Verpflegungsständen auch ein Scherenschleifer auf dem Handwerkermarkt vertreten sein – es lohnt sich also, stumpfe Scheren, Messer und sonstiges Werkzeug mitzubringen, das dringend geschärft werden muss.
Der Pfingstsamstag steht im Zeichen der Ereignisse aus der Zeit um 1631. Ab 12.00 Uhr finden sich vom östlich gelegenen Rödertor bis zum westlichen Burggarten historische Gruppen wie Schweden, Spielmannszug, Marketenderinnen oder Mummenschanz in ihren Lagern ein oder ziehen musizierend durch die malerische Altstadt. Kanonenschlag und Musketenschüsse, Landsknechtslieder, Fanfarenklang und Trommelschlag klingen durch die Gassen.
Bestaunen Sie wilde Kroaten auf ihren Pferden und erleben Sie Lagerstätten und Schauplätze ihrer Zeit. Im Garten neben der Franziskanerkirche, findet ein Spiel- und Spaßprogramm für Kinder und Erwachsene statt. „Kurzweyl“ für Groß und Klein ist hier garantiert!
Mittelpunkt des Geschehens ist der Marktplatz mit verschiedenen Darbietungen sowie das Rathaus, in dessen Kaisersaal das Bühnenstück „Der Meistertrunk“ jeweils um 15:00 Uhr und 17:30 Uhr aufgeführt wird. In den frühen Nachmittagsstunden besteht die Möglichkeit gemeinsam mit den Festspielern eine ökumenische Andacht in der St. Jakobs Kirche zu besuchen.
Am Abend findet dann eine Feuerwache im Feldlager vor den Toren der Stadt statt. Die Feuershow der Gruppe „Mummenschanz“ im Lager der Hauptwache bietet feurige Unterhaltung, am oberen Festplatz wird mit Livemusik und Festbetrieb bestens für die Gäste gesorgt.
Am Pfingstsonntag geht es bereits in den Morgenstunden weiter. Plündernde Haufen ziehen durch die Altstadt. Es wird reichlich „gefochten“. Das bedeutet singen und musizieren, um von den Wirts- und Geschäftsleuten reichlich dafür mit Speis und Trank „entlohnt“ zu werden.
Gruppierungen aller Art sind auf den Straßen und in den Gassen zu finden. Pikeniere, Bürgerfrauen, berittene Gruppen, Panduren u.v.m. Die Trommeln werden an diesem Tag bis in die späten Abendstunden nicht verklingen.
Zwei Aufführungen des „Meistertrunk“ im Kaisersaal, um 10:00 Uhr und 12:30 Uhr, einmal Schäfertanz auf dem Marktplatz und der große historische Heereszug mit über 900 Teilnehmern, Pferden und Fuhrwerken, der sich durch die Gassen der Altstadt schlängelt, bilden den Höhepunkt des Sonntags. Im Lager vor dem Galgentor wird dann die „Errettung“ der Stadt durch den „Meistertrunk“ des Altbürgermeisters Nusch gefeiert. Erleben sie ein stilechtes Heereslager mit Zelten, Feuern, Kessel und geselligen Runden im Stroh. Auch hier wird mit Livemusik und Festbetrieb für das leibliche Wohl unserer Gäste gesorgt. Bis in die Nacht hinein feiert Rothenburg mit seinen Besuchern.
Am Pfingstmontag wird das Festspiel „Der Meistertrunk“ zum letzten Mal um 10:30 Uhr gezeigt, bevor es dann gemeinsam hinaus zum Feldlager geht. Ein Bürgerfest für Einheimische und Gäste sorgt für einen unterhaltsamen Ausklang der Pfingstfeierlichkeiten in Rothenburg. Nochmals können die Festspieler in ihren originalgetreuen Kostümen bestaunt werden. Am Abend geht es dann gemeinsam zum Marktplatz. Tillys Abschied von den Rothenburgern, den Truppen und Gästen der Stadt. Ein beeindruckendes Bild.
Besuchen Sie Rothenburg und lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit. Hören und sehen, riechen und schmecken Sie, was sich vor über 390 Jahren in Rothenburg zugetragen hat.