Judengasse 10: Bald schon eine quirlige Baustelle

Kulturerbe Bayern steht in den Startlöchern für die Instandsetzung seines ersten Schützlings

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Sulzemoos – In den vergangenen Wochen war es nicht zu übersehen: Es tut sich einiges in der Judengasse 10 in Rothenburg ob der Tauber. Dicke Rohre führten aus den Fenstern des spätmittelalterlichen Wohnhauses auf die Straße, wo sie an Spezialmaschinen angeschlossen waren. Über die Rohre wurde heiße Luft in das Gebäude geleitet. Der Hintergrund für dieses Szenario: Mit Heißluft rückten Spezialisten tierischen und pflanzlichen Holzschädlingen zu Leibe, die sich in den Hölzern des über 600 Jahre alten Hauses eingenistet hatten.

Der Holzbock und seine Larven mögen keine hohen Temperaturen: Bei einer Holzkerntemperatur von mindestens 55° C über die Dauer von einer Stunde, sterben sie ab. Damit diese Kerntemperatur erreicht wird, ist es notwendig die Temperatur in den befallenen Räumen über einen Zeitraum von mehreren Stunden auf ca. 80 bis 100 °C zu halten. „Nach zwei Tagen ‚Saunabehandlung‘ sind die Holzschädlinge in der Judengasse 10 nun keine Gefahr mehr für das Gebäude“, berichtet Andreas Konopatzki vom betreuenden Rothenburger Architekturbüro Konopatzki und Edelhäuser.

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Wie geht es weiter in der Judengasse 10?

Bei Kulturerbe Bayern steht man nun in den Startlöchern für die Instandsetzung dieses geschichtsträchtigen Ortes inmitten der Rothenburger Altstadt. Die Baugenehmigungen liegen inzwischen vor. Im September werden Gerüstbauer und Zimmerer zu den ersten Gewerken zählen, die die Judengasse 10 in eine quirlige Baustelle verwandeln. „Im ersten Schritt werden wir das Dach sanieren. Wenn die Witterung mitspielt, möchten wir die Arbeiten am Dach noch vor dem Winter abschließen“, erklärt Dr. Andreas Hänel, zweiter stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Kulturerbe Bayern. Ein weiteres Teilprojekt konzentriert sich auf die Behebung konstruktiver Schäden des Gebäudes. Danach folgt die Sanierung der Fassade sowie als letzter Bauabschnitt der Innenausbau. „Alles in allem rechnen wir mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren“, schätzt Dr. Andreas Hänel.

Rund 1,5 Millionen Euro wird die Instandsetzung kosten. „Die Menschen, die ehrenamtlich in großem Umfang ihr Know-how und ihre Zeit in das Projekt einbringen sowie unsere privaten Spender, sind die Grundlage, ohne die das Vorhaben nicht funktionieren würde. Wir sind froh und dankbar, dass die Verwirklichung außerdem durch großzügige öffentliche Fördergelder unterstützt wird“, betont Dr. Johannes Haslauer. Der Historiker ist Vorsitzender des Vereins Kulturerbe Bayern und zugleich Stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsvorstands. Bis heute zählt die Judengasse 10 schon 23 Gebäudepaten. Die übernehmen mit ihrer Spende die Sorge für die Instandsetzung eines konkreten Bauteils. Wer diesem Beispiel folgen will: Interessierte erfahren unter pate-werden.jetzt für welche Gebäudeteile noch Patenschaften verfügbar sind. Auf seiner Website kulturerbebayern.de informiert Kulturerbe Bayern über weitere Möglichkeiten, das Projekt und die Initiative zu unterstützen.

Ein lebendiger Ort in Rothenburgs faszinierender Altstadt

Die Stiftung Kulturerbe Bayern hatte zu Beginn des Jahres 2019 die Judengasse 10 vom Verein Alt-Rothenburg erworben. Sechs Monate später stellte sie die Pläne für die Instandsetzung und die künftige Nutzung des Hauses der Öffentlichkeit vor. In dem „Denkmal von nationaler Bedeutung“ wird Kulturerbe Bayern Wohn- und Begegnungsräume schaffen. Die historische Substanz des Gebäudes möchte die Stiftung in größtmöglichen Umfang bewahren und dies mit einer hohen und besonderen Wohnqualität in Einklang bringen. Ein besonderes Augenmerk richtet Kulturerbe Bayern darauf, die Geschichte des Hauses für alle erfahrbar zu machen: Das jüdische Ritualbad im Keller des Gebäudes wird öffentlich zugänglich werden – als ein Ort, an dem für jeden die jüdische Geschichte Rothenburgs lebendig erzählt wird. Die historische Bohlenstube im Obergeschoss wird zum Begegnungsraum und die Eingangshalle im Erdgeschoss ist als kleiner Veranstaltungsraum vorgesehen.

Bei der Instandsetzung der Judengasse 10 arbeitet Kulturerbe Bayern Hand in Hand mit seinem Partner vor Ort, dem Verein Alt-Rothenburg. Dieser saniert zeitgleich das Nachbargebäude Judengasse 12. Beide Häuser verfügen über einen durchlaufenden Dachstuhl und teilen sich eine Kommunwand.

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